Zwei Pfennige zur KG

Die Welle, die sich Johnny von der Gründung der KG versprochen hat, nimmt ja leicht verspätet nun doch langsam an Höhe zu, und damit man sie richtig surfen kann, will ich dann auch noch mal ein bisschen Wasser zufügen.
Johnny und Tanja haben also die Spreeblick Verlag KG gegründet, blasphemisch gesagt ein Blog-Netzwerk, das gemeinsam seine Werbeflächen vermarktet. Warum das ganze? “Weil es jemand tun musste.”, so das Mission-Statement. Ach so?

Eins vorweg: Ich finde nichts schlimm an dem Projekt, im Gegenteil.

Die Einwände, die (natürlich) in den Kommentaren aufgetaucht sind, haben den üblichen “Scheiss Kommerz”-Unterton, der einen nirgendwo hinbringt. Andererseits: Hätte Johnny nicht gesagt, auf Werbung auch in Zukunft verzichten zu wollen (wegen der Unabhängigkeit), müsste er sich den Schuh auch nicht anziehen. Muss er aber jetzt. Denn man kann sich noch so oft “unabhängig” in die Statuten schreiben – wenn man sich Werbung auf die Seite holt, hat sich’s was damit. Natürlich kann man seine Werbepartner in die Wüste schicken, wenn man sich erpresst fühlt, so besonders häufig geht das aber auch nicht. Im Übrigen ist es sicherlich wesentlich armseliger, auf den Spreeblick-Bashing-Zug möglichst effektvoll aufzuspringen, nur um sein eigenes Blog in kürzester Zeit auf ein paartausend Hits zu pushen, ohne was substanzielles zu sagen zu haben, wie es ein Quarzwecker o.s.ä. in den Kommentaren offensichtlich versucht.

Aber grundsätzlich finde ich das in Ordnung. Am ersten Tag, an dem ich für den Traffic dieser Seite draufzahlen muss, kommen mir auch Google-Ads auf die Seite. Wer sich daran stört, kann ja dann woanders hingehen, sie ausblenden oder sich gehackt legen, aber dass man am Ende noch drauflegt, würde ich auch nicht einsehen.

Dann aber wieder: Braucht es dafür einen Verlag? Die Blogs sollen fokussiert sein, um passende Werbekunden zu finden. Super. Aber können fokussierte Blogs nicht eben ihren Sponsor haben, ohne zu einem Verlag zu gehören? Und Spreeblick ist zwar die Muter, aber besonders fokussiert ist es ja nun nicht. Und bis auf d-frag sind alle Blogs neu. Warum? Gibt es für die Themen, die sie abdecken, noch nichts?
I wo, zu allen Themen gibt’s natürlich schon brauchbare Angebote im Internet. Aber nicht unabhängig? Doch. Und: Siehe oben.

Vielleicht was technisches? Der Beitrag verspricht Wordpress-Plugins, Podcasts und derlei Leckereien… Bring ‘em on! Der Eindruck, der bei der ganzen Sache hängenbleibt: Am Ende musste es scheinbar alles sehr schnell gehen, denn um sich ein Urteil bilden zu können, gibt es im Moment einfach sehr wenig zu sehen: Ein redesigntes Spreeblick, neue Blogs ohne Content, Werbung und eine Verlags-KG. Entsprechend Müde kam bei mir auch die Präsentation des ganzen an. Die war launig und mit aufrichtiger Begeisterung vorgetragen, aber das Beef hat irgendwie schon gefehlt (Johnny hat’s auch angemerkt).


Alte Online-Kapitäne auf einem neuen Boot.

Also: Where’s the Beef? Vielleicht werden wir es in den nächsten Tagen und Wochen erfahren, wenn alles dann tasächlich fertig und Präsentationsreif ist, von mir aber schonmal so viel: Um Werbung für Internetseiten zur verticken kann man vielleicht eine KG gründen, die muss dann aber nicht “Verlag” heissen. Wenn man mal die Wikipedia zitiert:

Der Verlag ist ein Medien-Unternehmen, das Werke der Literatur, Kunst, Musik oder Wissenschaft vervielfältigt und verbreitet.
Der Verkauf kann über den Handel (Kunst-, Buchhandel etc.) oder durch den Verlag selbst erfolgen.
Der Verlag oder die Person des Verlegers erwirbt in der Regel das Nutzungsrecht am Manuskript eines Autors auf Grund eines Vertrages und sorgt für Herstellung (Vorbereitung für den Druck) und eben den Druck des Werkes.

Für mich ganz klar: Da muss ein Buch her. Oder zwei. Nicht die Werbung, die Texte müssen irgendwann verkauft werden. Hab’ ich auch nichts gegen, man kann es aber auch sagen. Oder irre ich mich? Wir werden es erfahren.

Das noch: Ich kenne Johnny als jemanden, der auf jeden Fall niemanden über’s Ohr hauen will, solche Projekte mit Überzeugung und Begeisterung anschiebt und wünsche ihm, dass er damit nicht auf die Nase fällt. Wir sehen ja gerade, wie der ganze New-Economy-Wahnsinn zurückkehrt, selbst die alten Marktschreier sitzen wieder fest im Sattel. (Auch) Johnny hat seine Erfahrungen ja eigentlich schon gemacht. Hoffen wir mal, dass es diesmal die richtigen trifft.
Und nein. Nicht jeder will beim Karaoke mitmachen.

5 Responses to “Zwei Pfennige zur KG”

  1. QWERTZwerker Says:

    Soso, “nichts Substantielles zu sagen”. Vielleicht auch einfach nur nicht mehr Zeit dafür? Es ist Wochenende! Aber was rechtfertige ich mich. Wer die anderen Einträge im QWERTZwerk liest, sollte schon so helle sein um zu erkennen, dass hier Leute etwas zu sagen haben …

  2. Herr Herrner Says:

    Naja, Wochenende, aber genug Zeit für das Bomben-Headerbild? Mir geht ja nur die aufmerksamkeitsheischende KLICKT HIER VOLL KRASS-Masche auf den Sender. War gar nicht gegen die Seite gerichtet, da hab’ ich gar nix zu meckern.

  3. Hn Says:

    Ich finde auch, dass man nicht pauschal alle Versuche, das Ganze zu kommerzialisieren, verurteilen sollte. Wenns einem als Leser nicht mehr gefällt, ist man ja nicht gezwungen, die Seite weiterhin zu besuchen. Deshalb verstehe ich die Aufregung nicht. Wenn die Blogs inhaltlich interessant bleiben, ist es mir egal, ob da ein Banner drauf ist oder nicht. Umgekehrt gilt das auch für den Fall, dass der Inhalt nicht mehr stimmt. Einen Blog wie Zoomo zB habe ich bisher nicht gekannt und wenn hier gute Tips zu interessanten Radio- und Fernsehsendungen gegeben werden, freue ich mich darüber. Was interessiert mich da die Werbung? Die Kriegserklärung von quertz ist da völlig unangebracht und in meinen Augen Aufmerksamshascherei.

  4. Hn Says:

    *Aufmerksamkeitshascherei

  5. webseeings » Blog Archive » sbVerlag.makeBuch(”500Beine”); Says:

    [...] Soll nur niemand behaupten, ich hätte es nicht gleich gesagt. [...]